
weil ich mich weder darüber definiere, was ich besitze, noch darüber, wie ich mich kleide,
sondern über das, was ich mache, ist mir ein anliegen, die entstehung meiner bildnerischen
arbeit und die werke zu dokumentieren.
der «arbeitskatalog» dokumentiert, was ich gemacht habe. er soll jederzeit mit kleinen ebenen physischen «stellvertretern» und mit datensätzen in elektronischer weise den überblick über
meine arbeiten verschiedenster art, grösse und technik gewährleisten.
zwischen meinem 27. und 29. lebensjahr ist die idee des heutigen arbeitskatalogs gewachsen.
begonnen habe ich mit fotografischem registrieren in einem gewöhnlichen schnellhefter mit dreidimensionaler arbeiten aus der kindheit.
verschiedene versuche mit randlochkarteien vor dem computerzeitalter sind gescheitert. schon bei noch viel geringeren datenmengen sind diese wegen physisch zu hoher gewichte bald an ihre grenze gestossen: wenn zu viele randlochkarten an einer nadel hingen, konnte trotz heftigen schüttelns passieren, dass nicht alle karten, die die bedingung erfüllt hätten, der schwerkraft folgten. die randlochkartei zeigte mir aber, dass innerhalb der karten keine ordnung nötig war, um davon davon dennoch grossen nutzen ziehen zu können. am 23.6.1984 grün-dete ich den, bis zum heutigen tag nachgeführten katalog. bis 2002 wurde er mit mobilen, rückseitig mit postitklebstoff versehenen stellver-tretern gefertigt. das layout hat während seiner drei ersten jahre seine definitve gestalt angenommen.
seit ich 1996 mit einem computer und einer datenbank umzugehen lernte, wird der katalog elektronisch erfasst. nach 6 jährigem provisorium liegt seit dem oktober 2002 rückwirkend der vollständige katalog elektronisch und auch nach katalognummer geordnet in physischer qualität vor. dank des inzwischen jederzeit möglichen ausdrucks hat sich die mobile version der stellverterter auf postitklebern erübrigt. filme sind unabhängig davon, ob sie mit normal8, super8, video8, VHS oder VHS-C-videobändern aufgenommen wurden, in digitalem format abgelegt. jede elektronisch vorliegende datei kann mit knopfdruck aus der datenbank direkt geöffnet werden. viele funktionen des betriebssystems werden komfortabel über die datenbank gesteuert.
ab dem 50. lebensjahr drucke ich, so lange ich lebe, alle 10 jahre den katalog chronologisch aus. während paul klee in seinem werkkatalog später registrierte arbeiten aus seiner kindheit mit negativen zahlen nummerierte, nummeriere ich meine arbeiten aufsteigend, unabhängig von deren entstehung.
eine ausgeklügelte datums-definition mit mehreren feldern erlaubt mit der datenbank selbst dann ein einigermassen chronologisches sortieren vorzunehmen, wenn nicht mehr alle daten auf den tag genau bekannt sind. die, von haus auf auf digitalität getrimmte datenbank musste überlistet werden, dass diese arbeiten auch dann nach daten sortiert werden können, wenn deren zeitliche entstehung nur ungefähr bekannt ist.
das layout einer doppelseite umfasst 4 mal 7 arbeiten im rythmus einer bidistanten folge von goldenen schnitten. jeder sogenannte «stell-vertreter» im katalog entspricht einem «datensatz» in der elektronischen datei.
sogenannter stellvertreter, gelbe hinterlegung verweist auf digitales vorhandensein
wenn auch die stellvertreter mit bild, titel, kommentar, katalognummer, bezügen, physischer ablage und datierung die wichtigsten felder enthalten, vermag deren physische handliche grösse von 9.5 cm mal 3.8 cm natürlich nicht alle, im elektronischen katalog erfassten felder zu enthalten. jedes registrierte, physisch vorliegende objekt muss als zeichen dafür, dass es registriert ist, mit seiner katalognummer versehen werden. eine abbildung in der grösse einer briefmarke (in einem etwa 120 kb wiegenden bild) dokumentiert jedes objekt. seit der möglichkeit digitaler fotografie ist dieser aufwand vernachlässigbar klein geworden. zur zeit der analogen fotografie dauerte die aufnahme pro arbeit noch gute 5 minuten pro arbeit.
auffindbar verräumt, bequem auf rädern, beruhigend verschalt
lust an der arbeit und eine hohe benutzerfreundlichkeit waren von anfang an von zentraler bedeutung. das vorhaben unterstützt seither mein gedächtnis und hilft bei der auffindbarkeit der objekte.
was ich horte, kann damit gefunden werden. auch über objekte, über die ich nicht mehr verfüge (verkaufte, verschollene, gestohlene oder vernichtete) schafft der katalog einen überblick.
polyhierarchische vernetzung: der arbeitskatalog ordnet mein tun. er ist skizzenbuch und lernjournal in einem und zeigt immer wieder neue zusammenhänge. von beliebig vielen arbeiten kann auf eine einzige arbeit verweisen werden, jede arbeit kann auf bis zu 10 andere arbei-ten verweisen. als wären es zellen eines organismus, kann ich alles, was ich in meinem leben bildnerisch gestaltet habe, analysieren und als objekt auf einfachste art («drag and drop» der katalogsnummer in die vernetzungsfelder anderer arbeiten) weiter verknüpfen. trotz hoher komplexität des datenbanksystems motiviert die einfache anwendung. weil das werk aber, je umfangreicher es wird, desto anfälliger auf eine fehlbedienung wird, und eine fehlmanipulation nicht unmittelbar danach erkannt zu werden braucht, wird der katalog seit einiger zeit mit der timemachine stündlich abgesichert. auch wenn die datenbank zur zeit über 24’000 nummern umfasst, ist sie mit all ihren relationalen verbindungen noch auf einer DVD speicherbar. sporadische sicherheitskopien stellen eine günstige viren- und brandschutzversicherung dar.
bei der arbeit am bildschirm erweisen sich je nach tätigkeit unterschiedliche layouts als sinnvoll. zum einlesen, drucken und vergleichen der daten am bildschirm haben sich mit den jahren je eigene layouts bewährt. dass mehrere layouts in der elektronischen datei gleichzeitig möglich sind ist sehr komfortabel. die einen eignen sich fürs blättern, andere zum suchen oder zum erkennen der zusammenhänge ihrer entstehungsgeschichte wieder andere sind geeignet für präsentationen etc.
einlese-layout entwicklung
einlese-layout prioritäten
layout reiter
mein berufliches und privates umfeld im jeweiligen jahr und allfällige träume und situationsberichte vom jeweiligen tag werden in einem separten layout zu jeder arbeit angezeigt. die elektronische datei garantiert, dass was vorhanden ist, auch gefunden wird. auch negative suchergebnisse sind deshalb eindeutig und interessant.
alle schalter, für die wichtigsten skripts sind in logischen gruppen angeordnet sie gebraucht werden. als schalter sind sie ergonomisch erkennbar. schon nur, dass beim erstellen einer neuen arbeit dieser automatisch die nächst höhere nummer zugewiesen wird, ist gegen-über jenen jahren vor dem computer sehr komfortabel. ein früher mal nicht sofort bemerkter fehler beim zählen konnte fast nicht korrigiert werden.
nach vielen kriterien kann gesucht werden, ohne diese einlesen zu müssen. aufgrund einer komplexen formel lässt sich beispielsweise nach der bedeutung der arbeit suchen oder sortieren, nach der anzahl dimensionen, und nach dem zuletzt geänderten datensatz gehen. ohne einem wort erst einen link zuweisen zu müssen, kann jedes wort als link benützt werden um danach in der ganzen datenbank zu suchen. um möglichst treffsichere ergebnisse zu erhaltenwerden meist die bedingungen für diverse felder gleichzeitig eingegeben.
alle arbeiten sind mindestens mit einer und höchstens mit 10 andern arbeiten direkter und mit beliebig vielen arbeiten indirekt vernetzt.
der katalog ist damit nicht mehr nur wie ein mindmap oder ein inhaltsverzeichnis monohierarchisch strukturiert. die häufigsten suchfunktionen, eingaben und befehle sind durch tastendruck auslösbar. wer gewohnt ist, über betriebssysteme die dateien zu steuern, kann sich die ergonomie kaum vorstellen, die schon nur damit ensteht, wenn statt eines hektischen doppelklicks nur einfach gedrückt werden braucht. seit 8 jahren ist keine funktion mit dem physischen katalog mehr rascher ausführbar, als mit dem elektronischen.
layout gleichzeitigkeit des anderen
wird eine arbeit nicht auf anhieb gefunden, kann der gleiche vernetzungsschalter mehrmals gedrückt werden. die suche erweitert sich damit entsprechend den eingegebenen verknüpfungen baumartig. und liefert im durchschnitt eine exponentielle zunahme an ergebnissen. in den bald einmal zu zahlreich erscheinenden datensätzen kann leicht eine individuelle auswahl vorgenommen werden.
je nachdem, ob die auswahl nur bis zum nächsten schliessen der datenbank oder darüber hinaus gebraucht wird, wird die temporäre und permamente auswahl angekreuzt.
soll vor dem schliessen der datei eine temporäre auswahl ein eine permanente gewandelt werden, genügt ein knopfdruck.
alles, wonach gesucht werden kann, kann auch geordnet werden:
-nach 25 verschiedenen wichtigen interessengebieten,
-nach 19 ablageorten,
-nach dimensionen und grössen,
-nach über 100 techniken,
-nach 8 öffentlichen ausstellungen,
-nach preisen
um nur einige oft eingesetzte befehle zu nennen. meist werden kombinierte abfragen eingesetzt, um möglichst direkt zum ergebnis zu gelangen.
«surfen» in der eigenen vergangenheit vermag unerwartete bezüge zu schaffen. der elektronische katalog hat mir schon manche neue idee geliefert, obschon er wie ein skizzenbuch oder lernjournal primär zum archivieren der bereits gmachten gedankten gedacht war. einmal festgehaltene arbeiten bringen vorteile über einfache spurensicherung weit hinaus.

zwecks nachdrucken des physischen arbeitskataloges kann ein einziger schalter gedrückt werden. automatisch erkennt der arbeitskatalog die letzte, doppelseitig ausgedruckte seite und setzt hier seine arbeit fort.
spätestens alle zwei wochen erfolgt ein ausdruck in physischer form. nach hundert seiten wird der gedruckte katalog doppelseitig kopiert und in zwei versionen gebunden. die vollversion zeigt alle arbeiten für den persönlichen gebrauch.
die möglichkeit eine beliebige zusammenstellung von arbeiten zu drucken, hat mir schon oft geholfen, ausstellungen oder lektionen vorzubereiten.
layout präsentationen
gegenüber der physischen form können erhebliche kosten gespart werden.
von ursprünglich 50 rp. pro datensatz (foto, stellvertreterkopie auf dickes papier und klebestoffe) konnten die kosten auf heute 14 rp reduziert werden.
• der katalog erlaubt mir nicht nur schneller zu finden, sondern auch leichter zu denken. zu meinem bewusstsein kommt das ausgelagerte, gewissermassen «surreale» bewusstsein.
• die lightversion des elektronischen kataloges liesse sich früher oder später publizieren. über meinen tod hinaus bliebe damit mancher zusammenhang abrufbar.
• es wird nicht nur wissen angesammelt, sondern mit komplexen skripts, die mir ein guter freund geschaffen hat, werden auch fertigkeiten erweitert und auf andere übertragbar, auch wenn ich im moment der einzige nutzer der datei bin.
• eine kollegin bezeichnete den katalog mal als ein gesamtkunstwerk. das hat mich geehrt.
weil ich denke, dass es einem bedürfnis auch anderer gestalter entsprechen könnte, eigene werke ähnlich zu überblicken, könnte ich mir beispielsweise an einer schule für gestaltung gerne vorstellen, über selbst getestete möglichkeiten einen kurs anzubieten.
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